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Akustische Zusammenhänge zum Anfassen und Hören
Exkursion von Studierenden aus dem Kurs „Elektroakustik und Audiotechnik“
29/04/2024
Im Wintersemester 23/24 konnten die Studierenden des Wahlpflichtfaches „Elektroakustik und Audiotechnik“ zusammen mit ihrem Lehrbeauftragten Dipl.-Ing Axel Dehler an einer Exkursion teilnehmen, die ihnen eine Reise durch ganz Deutschland bescherte.
Anfang Januar ging es sehr früh am Morgen mit dem ICE in Richtung Berlin. Dort angekommen öffnete uns das legendäre Unternehmen der deutschen Audiotechnik, die Neumann GmbH, ihre Türen. Die Firma gehört heute zur Sennheiser-Firmengruppe und gilt weltweit als der maßgebende und führende Hersteller von Studiomikrofonen.
Alle waren von den Worten von Boris Kummerer, Relations Manager des Unternehmens, begeistert, die die historischen, kaufmännischen und technischen Fakten der Mikrofonwelt der Firma Neumann beschrieben. Die vielen technischen Details, in die echte Einblicke ermöglicht wurden, waren obendrein Spitze. Dass Röhren eingebrannt werden, bevor sie zum Einsatz kommen, ist für junge Studierende 2024 ja eine völlig neue „alte“ Welt. Die hauchdünne Membran eines 1-Zoll-Mikrofons zwischen den Fingern zu spüren war auch für den Dozenten, der viele Jahre mit Mikrofonen arbeitete, faszinierend. Überraschend führte uns Martin Schneider, Entwicklungsingenieur in der Mikrofonentwicklung, in den reflexionsarmen Raum seiner Abteilung, in dem die mehrfache messtechnische Überprüfung eines jeden Produktes durchgeführt wird, bevor es die Firma verlässt. Die Qualität der Neumann-Mikrofone wurde so sehr eindrucksvoll hervorgehoben. O-Ton der Studierenden: "Das hat unsere Erwartungen weit übertroffen".
Zu Fuß gelangten wir anschließend am Brandenburger Tor vorbei zu einer Führung mit interessanten Erklärungen im Deutschen Bundestag mit Kuppelbesuch und nächtlichem Blick über Berlin. Da das ARD-Hauptstadtstudio gleich nebenan liegt, wurde auch dort noch eine Stippvisite abgehalten bei der die stellvertretende Studioleiterin des BR-Hauptstadtstudios Berlin, Barbara Kostolnik, die Studierenden in die aktuelle spannende Welt einer Radio- und Fernsehjournalistin einführte. Berichtet wurde, wie es sich anfühlt mit dem Bundeskanzler im Flieger unterwegs zu sein, aus Tel Aviv einen Live-Aufsager in die Tagesschau zu senden, mitten in der Menge einer Demonstration eine Radioreportage aufzunehmen und diese anschließend im Büro am PC zusammenzuschneiden, damit sie möglichst schnell in Sendung kommen kann.
Am darauffolgenden Tag hieß es bald aufstehen, um im ZDF-Studio Berlin im MOMA-Café dabei zu sein. Eine Livesendung ist immer beeindruckend und auch dort gab es Beschallung, Mikrofone und natürlich Fernsehkameras von höchster Qualität zu bestaunen. Einer der Studierenden wurde auch gleich von Andreas Wunn, dem Leiter und Moderator des ZDF-Morgenmagazins, in die Sendung einbezogen, um von „8 Minuten Eisbaden“ zu berichten. Der Moderator samt Studiogäste glaubten uns zum Schluss nicht, dass wir anschließend trotz Bahnstreik noch pünktlich nach Hamburg fahren könnten.
Es klappte perfekt und es gab zunächst schöne Blicke auf das weltberühmte Hamburger Hafengelände mit seinen Landungsbrücken und so manche leckere Fisch- oder Krabbensemmel stärkte die Studierenden für den dann folgenden Besuch der Hamburger Elbphilharmonie.
Mara Schliemann, Systemingenieurin der Veranstaltungstechnik bei der Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft mbH, führte souverän durch die Hinterstübchen und natürlich in den kleinen und den großen Konzertsaal des faszinierenden Baus. Man staunte über die bautechnischen Details mit Verglasungen, Holztreppen und Holzflächen, die äußerst schlicht, aber sehr groß ohne viel Schnörkel ausgeführt sind. Die Erklärungen waren angefüllt mit all den akustischen Themen, die die Studierenden in der Vorlesung in München nur in der Theorie erlernt hatten. Ehrfurchtsvoll erfuhr die Gruppe, dass der 12.500 Tonnen schwere große Konzertsaal mittels 362 Stahlfederelementen so schallisolierend aufgehängt ist, dass das Schiffshorn eines vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffes im Konzertsaal nicht wahrzunehmen ist. So konnte die praktische Realisierung eines akustisch beeindruckenden Gebäudes mit optimaler Akustik oder auch Beschallung gut verstanden werden, das der Akustiker Yasuhisa Toyota geplant und gestaltet hat. Auch ein Regieraum und eine Beleuchterbrücke wurden besucht, bevor man vom obersten Rang einer Probe des NDR-Symphonieorchesters lauschen konnte.
Am Schluss ging es dann über die gebogene lange Rolltreppe wieder ins Freie in Richtung Bahnhof, um auf der Heimfahrt all das Gesehene und Gehörte in Ruhe verarbeiten zu können.
Text: Dipl.-Ing Axel Dehler